Die Südtiroler Landesregierung hat einen Beschluss zur Verbreitung der Gendermedizin gefasst!
Was steht auf der Seite des Landes Südtirol:
Was versteht man unter Gendermedizin?
Die Gendermedizin bzw. geschlechtsspezifische Medizin ist ein interdisziplinärer Ansatz, der berücksichtigt, wie sowohl biologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern als auch geschlechtsspezifische Unterschiede im Zusammenhang mit sozioökonomischen und kulturellen Bedingungen den Gesundheits- und Krankheitszustand der Menschen beeinflussen.
Frauen und Männer unterscheiden sich nicht nur biologisch voneinander, sie sind auch unterschiedlichen psychosozialen Belastungen ausgesetzt. Daraus folgen andere gesundheitliche Bedürfnisse, die in der Versorgung berücksichtigt werden müssen. Um Frauen und Männern eine bestmögliche Gesundheitsversorgung zu ermöglichen, ist es wichtig, das komplexe Zusammenspiel von Umwelt, Biologie und psychosozialen Faktoren zu erforschen, zu erkennen und in der alltäglichen Praxis als Wissenshintergrund zu integrieren.
Zum Nachdenken regt dieses Video (auf Italienisch) an: „Uomini e donne sono diversi, l’importante è saperlo“ (issalute.it)
Unser Ziel: den geschlechterspezifischen Ansatz in der medizinischen Versorgung in Südtirol zu verbreiten
Ziel des Amtes für Personal, Bildung und Beiträge im Gesundheitswesen ist es, den Plan für die Umsetzung und Verbreitung der Gendermedizin laut Art. 3, Abs. 1 des Gesetzes 3/2018 in Südtirol umzusetzen.
Der Plan verfolgt folgende Zielsetzungen:
- Personalisierte klinische Pfade in der Prävention, Diagnose, Behandlung und Rehabilitation zu gewährleisten, die die geschlechtsspezifischen Unterschiede in jeder Lebensphase und in jedem Lebens- und Arbeitsbereich berücksichtigen;
- Förderung und Unterstützung der auf den geschlechtsspezifischen Unterschieden fundierten biomedizinischen, pharmakologischen und psychosozialen Forschung und Übertragung von Innovationen in die klinische Praxis;
- Gewährleistung eines angemessenen Aus- und Weiterbildungsangebots für das gesamte medizinische und Gesundheitspersonal im Bereich Gendermedizin;
- Förderung des Bewusstseins für Gendermedizin in allen Gesundheitsberufen, in der Bevölkerung und in den Medien.
Folgende Maßnahmen werden umgesetzt:
- Ernennung einer/s Gendermedizin-Beauftragten;
- Einrichtung einer Fach- und Arbeitsgruppe im Bereich Gendermedizin;
- Organisation von Symposien zum Thema Gendermedizin;
- Veranstaltungen in den Schulen zum Thema Gendermedizin;
- Sensibilisierungskampagnen.
Die Einnahme von Medikamenten hat bei Männern und Frauen unterschiedliche Folgen. Ein hoher Östrogenspiegel kann die Wirkung steigern, aber auch den Abbau im Körper beschleunigen Durch die im Vergleich zum Mann längere Magen-Darm-Passage nehmen Frauen größere Substanzmengen auf als Männer. Auch der Abbau in der Leber dauert bei ihnen oftmals länger. Nicht zuletzt beeinflusst der weibliche Zyklus Aufnahme und Bindung im Blut des Medikaments.
Das männliche Hormon Testosteron wiederum wirkt entzündungshemmend und kann in der Folge Einfluss auf die therapeutische Wirkung von Arzneistoffen haben.
Männer haben generell einen geringeren Körperfettanteil als Frauen; auch, wenn diese durchtrainiert sind. Das sorgt dafür, dass fettlösliche Arzneimittel im weiblichen Körper eher gespeichert werden als im männlichen.
Frauen verfügen über weniger und kleinere Nierenkörperchen. Deswegen werden Arznei-Abbauprodukte weniger gut ausgeschieden. Was hilft? Viel trinken! Im Alter wird das übrigens noch wichtiger. Da Männer hingegen etwa zehn Prozent mehr Nierenkörperchen aufweisen, wird ihr Blut besser gefiltert als das von Frauen, was sich positiv auf die Gesundheit auswirkt.
Was möchten wir noch dazu mitteilen:
Gendermedizin: Unterschiede für Gleichberechtigung
Der biologische Unterschied zwischen Mann und Frau hat große Auswirkungen auf Krankheitsverläufe, Symptome, Arzneimittelwirkung. Und genau aus diesen Gründen ist die geschlechtssensible Medizin – die Gendermedizin – so wichtig.
(K-) ein Notfall?
Oberbauchschmerzen, Schwindel, Übelkeit. Nicht die typischen Anzeichen eines Herzinfarkts, so denkt man zumindest. Doch die Wahrheit ist:
Bei Frauen kündigt sich eine solche Attacke auch mit ebendiesen Anzeichen an.
Während Männer wiederum über akuten Schmerz im Brustkorb mit Ausstrahlung in den linken Arm sowie starkes Angstempfinden klagen.
Die Folge: Der weibliche Infarkt wird häufig ganz übersehen – zumindest aber kommen Frauen im Schnitt erst zwei Stunden später in die Notaufnahme als Männer.
Das Maß aller medizinischen Dinge? Lange Zeit war das der Mann
Es herrschte die Annahme, die biologischen Prozesse im Körper von Mann und Frau gleichen sich. Bis in die 1990er Jahre wurden Medikamente zudem fast ausschließlich an Männern getestet. Zwar nehmen seither auch Frauen an Medikamentenstudien teil, die Anpassung von Medikamenten an deren Bedürfnisse erfolgt aber nur schleppend bis gar nicht.
Ein Kosmos an Unterschieden
Ob das sinnvoll ist? Wohl kaum. Denn Frauen und Männer unterscheidet eben nicht nur der kleine Unterschied. Sie sind – oh Wunder – gleich in vielfacher Hinsicht verschieden:
- unterschiedlicher Körperbau
- unterschiedliche durchschnittliche Körpergröße
- verschiedene Sexualhormone
- unterschiedlicher Zellaufbau (beruhend auf den Geschlechtschromosomen XY bei Männern und XX bei Frauen) sowie
- sich unterscheidende soziokulturelle Prägung
Es gibt erwiesenermaßen Wechselwirkungen zwischen dem biologischen und dem soziokulturellen Geschlecht. Und auch diese haben Einfluss auf die Gesundheit!