Der erste Bikini wird von Louis Rèard, einem französischen Ingenieur, 1946 der Öffentlichkeit vorgestellt und ist eigentlich gar nicht der erste Bikini, gibt es Vorläufer-Modelle schon vorher, vereinzelt sogar zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Vielmehr versteht es sein Erfinder, seine Kreation perfekt zu vermarkten und außerdem patentieren zu lassen. Inspiriert von den skandalösen und provozierenden Atomwaffentests auf dem Bikini-Atoll, will er diesen Gedanken auch auf seinen knappen Zweiteiler übertragen und übernimmt für seine Erfindung den Namen des besagten Atolls. Allerdings will niemand den provokanten Bikini vorführen, erst die Nackttänzerin Micheline Bernardini aus dem Casino de Paris erklärt sich dazu bereit. Von der breiten Masse als obszön und zu freizügig abgelehnt, setzt sich der Bikini nur schleppend durch und ist an vielen Badeorten verboten.
In den 1950er Jahren schließlich, Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs, beginnt Badeurlaub für breitere Massen erschwinglich zu werden: Dem Schönheitsideal der damaligen Zeit entsprechend, sind die Badeanzüge sehr figurbetont und folgen der Sanduhr-Silhouette – die nun verwendeten Chemiefasern machen es möglich, ausgefeilte Schnitttechniken anzuwenden und eine ausgesprochene Detailverliebtheit zeichnet die Bademode jener Zeit aus. Wenn die Kosten für Badebekleidung nun auch nicht mehr so hoch sind, ist sie doch nicht für jeden erschwinglich und gar einige Damen fertigen ihre Badeanzüge selbst an aus Stoffen, die sie zu Hause vorrätig haben.
Die 1960er Jahre warten mit neuen, elastischeren Materialien auf, die Badeanzüge werden bunter, psychedelische Muster sind beliebt und der Bikini kann sich endlich durchsetzen: Wie der Minirock wird er zum Symbol des Kampfes der Frau um Selbstbestimmung und Freiheit.
In den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts setzt der Bikini seinen Siegeszug fort, die Schnitte werden immer knapper, es gibt ihn in unzähligen Varianten und Farben, bunt gemustert oder mit farbigen Aufdrucken, wird er vorwiegend aus Lycra gefertigt. Auch gehäkelte Modelle sind populär. Der von Rudi Gernreich in den 1960er Jahren mit seinem Monokini angestoßene Oben-ohne-Trend beginnt sich durchzusetzen.
Ab den 1980er Jahren wird das Erscheinungsbild der Frau sportlicher und dynamischer: Ausgesprochen hohe Beinausschnitte und Tanga sind Merkmale der Bademode jener Zeit.
In den 1990er Jahren schließlich kommt neben den schon existierenden Modellen der Tankini auf, dessen Oberteil wie ein Trägertop geschnitten ist. Badeanzüge werden asymmetrisch, haben oft nur einen Träger, es gibt Modelle ohne Träger und solche mit den unterschiedlichsten Ausschnitten.
Ab dem Jahr 2000 werden in der Bademode immer wieder Wiederholungen vergangener Epochen gesehen, verschiedene Stile existieren gleichberechtigt nebeneinander und für jeden Geschmack ist etwas dabei. Der Burkini, ein Ganzkörperschwimmanzug, erlaubt es auch muslimischen Frauen, ein Bad zu nehmen. Von sehr wenig Stoff bis zur gänzlichen Verhüllung des Körpers kann man also alles finden und es bleibt spannend abzuwarten, wie sich die Damen-Bademode in Zukunft entwickelt.
Claudia Winkler