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Ein Porträt der erfolgreichen Unternehmerin Käthe Kruse

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geboren am 17. September 1883 in Breslau
gestorben am 19. Juli 1968 in Murnau

deutsche Kunsthandwerkerin
140. Geburtstag am 17. September 2023

 

Die Tochter des Stadtkassenbuchhalters Robert Rogaske und der Näherin Christiane Simon wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf. Nach dem Abitur nahm sie ab 1899 Schauspielunterricht und erhielt 1900 ein zweijähriges Engagement am Berliner Lessingtheater. Daneben spielte sie mit Erfolg auch in anderen deutschen Städten und gab Gastspiele in Warschau und Moskau. 1902 lernte sie den Berliner Bildhauer und Bühnenbildner Max Kruse kennen. Im selben Jahr wurde ihre Tochter Maria, genannt Mimerle, geboren.

Käthe Kruse und ihre Tochter Maria

Während Max Kruse weiterhin in Berlin arbeitete, zog Käthe Kruse, mittlerweile mit dem zweiten Kind schwanger, mit Mutter und Tochter in die Toskana und von dort wenig später in die lebensreformerische Gemeinschaft Monte Verità bei Ascona im Schweizer Kanton Tessin, um dort zu malen. In dieser Zeit, von 1904 bis 1909, stand sie mit Kruse in Briefkontakt und besuchte ihn gelegentlich. 1904 wünschte sich ihre ältere Tochter eine Puppe, und Käthe bat Max, eine aus Berlin mitzubringen. Kruse lehnte es jedoch ab, eine der damals im Handel erhältlichen Puppen zu kaufen, da sie ihm nicht gefielen und er sie als „kalt und steril“ empfand.

„Ick koof euch keene Puppen. Ick find se scheißlich. Macht euch selber welche.“

– Max Kruse

 

Der Vater fand die Großstadt schrecklich für Kinder. Dass die Trennung für seine Frau schmerzhaft war, zählte weniger. Seine apodiktischen Vorschriften, die Käthe stets liebevoll interpretierte, ließen ihr aber auch einen für damalige Eheverhältnisse ungewöhnlichen Freiraum für eigenständiges Handeln, und die Verweigerung des Kaufs wurde zur Initialzündung für Käthes Puppenmanufaktur.

“Bambina” 1918

“Mimerle war glücklich und liebte ihre bambina abgöttisch. – Und ich sah gleich, was sie daran liebte, und warum: Es war so schön schwer! Sie hatte was zu schleppen.”
(Käthe Kruse über ihre erste selbstgemachte Puppe)

 

Ein mit Sand gefülltes Handtuch mit Kartoffelkopf wurde für Tochter Maria zur geliebten Bambina und veranlasste die Mutter zu einem neuen Versuch mit Gips und Sägespänen, die allerdings bald aus “Oskars” Stoffkörper rieselten und den gerade anwesenden Max so störten, dass er mit den Worten “ich oder Oskar” die Beseitigung verlangte. Käthe fand inzwischen Gefallen an der neuen Aufgabe und Ersatz für Oskar war bald zur Hand. Nun experimentierte sie mit wachsendem Erfolg: Auch FreundInnen wollten Puppen von ihr haben, und später erhielt sie eine Einladung zur Teilnahme an der Ausstellung “Spielzeug aus eigener Hand”, die sie zu ihrem eigenen Erstaunen über Nacht berühmt machte.

Als die inzwischen bezogenen Wohnungen in Berlin und Potsdam wegen wachsender Aufträge – sogar aus Amerika – ständig mit Material vollgestopft waren, zwischen denen inzwischen sieben Kinder herumwuselten und Max zu viel bekam, gründete Käthe in Bad Kösen ihre Puppenmanufaktur. Für ihre Mitarbeiterinnen war sie eine auf höchste Sorgfalt in der Produktion bedachte, aber auch fürsorgliche Chefin. Max leistete wertvolle Beiträge, indem er die Köpfe seiner Kinder modellierte, die Käthe als Vorlagen für ihre Puppenköpfe dienten. Als die Industrie versuchte, die Puppen zu kopieren, kämpfte Käthe um ihr Urheberrecht und gewann.

1937 nahm das Unternehmen an der Weltausstellung in Paris teil. Während des Zweiten Weltkriegs stagnierte das Auslandsgeschäft und die Materialbeschaffung wurde zum Problem. Nach dem Krieg gründeten zwei von Käthes Söhnen neue Werkstätten in Westdeutschland, doch die Modellgestaltung und das Prinzip der Handfertigung wurden strikt beibehalten. Käthe zog sich aus Altersgründen aus dem Geschäft zurück, aber ihre Puppen sind bis heute begehrte und hoch bezahlte Sammlerstücke.

 

 

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