Die Entscheidung für das “Ja” ist ein großer Sieg für Menschlichkeit, Mitgefühl und Empathie
schreibt Susan McKay im Guardian.
Ja, es geht um Menschlichkeit. Und um Selbstbestimmung über den eigenen Körper. Bislang war es in Irland üblich, dass Frauen illegale Abtreibungen unter dubiosen Bedingungen durchführen, ins Ausland fahren oder mit einer Pille die Abtreibung still und heimlich zu Hause vornehmen mussten.
Ein Abtreibungsverbot verhindert keine Abtreibungen, sondern es macht diese lediglich gefährlicher für Frauen, das haben Statistiken zur Genüge bewiesen.
Die jahrzehntelange Diskussion um Abtreibung in Irland war 2012 neu entbrannt. Damals starb die 31-jährige Zahnärztin Savita Halappanavar. Ärzte hatten bereits festgestellt, dass ihr ungeborenes Kind sterben würde – aber sie trauten sich nicht, eine Abtreibung vorzunehmen. Die junge Frau starb einige Tage später an einem septischen Schock. Erst seit 2013 war es in Irland erlaubt, eine Abtreibung vorzunehmen, wenn das Leben der Mutter in Gefahr war.
“Der Alptraum ist vorbei”, schreibt Susan McKay. Bei dem Referendum in Irland am vergangenen Freitag hat eine Zwei-Drittel-Mehrheit für die Abschaffung des Artikels 8 in der Verfassung gestimmt. Damit ist das Land auf dem besten Weg zu einem liberaleren Abtreibungsgesetz. Und zu mehr Menschlichkeit.
Dass die Selbstbestimmung über den eigenen Körper keine Selbstverständlichkeit ist, zeigt uns auch das Beispiel von Malta, das eines der strengsten Abtreibungsgesetze der Welt hat. Dort darf auch nicht abgetrieben werden, wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist. Oder auch Polen, wo nur Massenproteste es bisher verhindern konnten, dass die Regierung das bestehende Abtreibungsgesetz verschärft.
In Italien ist Abtreibung zwar nach wie vor legal, aber Ärzte und Krankenhauspersonal können sich aus moralischen Gründen weigern, solche durchzuführen. Die so genannte „obiezione di coscienza“ und die Tatsache, dass nur 60 % der gynäkologischen Abteilungen in italienischen Krankenhäusern diesen Dienst anbieten, erschwert es Frauen, Zugang zu Abtreibungen zu erhalten. Dass dieses Problem auch in Südtirol nicht fremd ist, könnt ihr hier nachlesen.
Aber, dass Menschenrechte nicht einfach auf den Tisch kommen, um genossen zu werden, sondern die erkämpft und dann beschützt werden müssen, hat uns schon die afrikanische Friedensnobelpreisträgerin Wangari Maathai gesagt. Und Frauenrechte noch einmal mehr.
Deshalb freuen wir uns über diesen jahrelang erkämpften Erfolg in Irland. Und wisst ihr, was uns Mut macht? Dass ein Großteil der jungen Generation in Irland für “ja” gestimmt hat. Eine junge irische Wählerin schreibt nach dem Referendum triumphierend auf Twitter:
Millenials in Irland werden vielleicht nie Materielles besitzen, aber sie werden sehr wohl Selbstbestimmung über ihre Köper haben.
Bildquelle:
By Tony Webster from Portland, Oregon, United States [CC BY 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons