Rund um den Neumond eines jeden Monats veröffentlichen wir auf unserem Blog einen Beitrag der Rubrik #tanterosa. Diese Rubrik ist Themen gewidmet, die eng mit dem weiblichen Körper, seiner zyklischen Funktionsweise, Körperbewusstsein, der Menstruation und Fragen des Wohlbefindens verbunden sind.
Heute stellen wir euch in einem Interview SankofaDoula vor.
Gleich vorweg: Was bedeutet SankofaDoula?
Mit SankofaDoula benenne ich meine Arbeit und Leidenschaft für uns Frauen.
Sankofa ist ein Symbol in der Reihe vieler Symbole aus meiner Heimat Ghana in Westafrika, es bedeutet: ,,Geh (zurück) und nehme”. Die bildliche Darstellung von Sankofa stellt einen Vogel dar, der nach dem Ei hinter sich greift.
Darin sah ich die wunderbare Bezeichnung meiner Tätigkeit auch als Doula. Der Begriff “Doula” (gesprochen: Dula) kommt aus dem altgriechischen “doúlê” und bedeutet Dienerin/Magd der Frau. Verwendet wird der Begriff im Kontext von Schwangerschaft und Geburt. Eine Doula ist also eine Frau, die anderen Frauen in der Zeit der Schwangerschaft und Geburt “dient” bzw. diese begleitet.
Es ist altes Frauenwissen, das ich wieder hervorbringen möchte.
Wer steht hinter SankofaDoula? Würden Sie sich uns kurz vorstellen?
Mein Name ist Aida Fattah. Als Mischlingskind (Vater: Ägypter und Mutter: halb Ghanaerin, halb Italienerin) kam ich 1991 in Ghana auf die Welt. Als junges Mädchen zog meine Mutter mit meinem Bruder und mir nach Vorarlberg in Österreich. Diese Entwurzelung war für mich am Anfang sehr schwer. Ich vermisste hier in Österreich alles, was ich in meiner Heimat zurücklassen musste. Die Verwandtschaft, besonders meine Oma, war eine sehr enge Bezugsperson für mich. Meine Mama bemühte sich aber stets, die Verbindung zu unserer Heimat zu erhalten. In den Sommerferien waren wir mehrere Wochen zu Besuch in Ghana. Meinen Vater und meine Oma wiederzusehen, freute mich jedes Mal sehr.
Mit 17 wurde ich mit meinem ersten Kind schwanger. Ungeplant aber aus Liebe gezeugt, begann für mich und meinen Partner Johannes eine neue Zeit als kleine Familie. Der Weg als junge Mutter war nicht immer einfach, aber das Muttersein erfüllte mich zutiefst. Nach 2 weiteren Kinder (2012 und 2016) hatte ich das große Bedürfnis, mein erlerntes Wissen über die Geburten und die Frauenrituale, die ich für mich praktizierte, zu teilen.
Was heißt für Sie bewusste Weiblichkeit leben? Welche Möglichkeiten und Wege gibt es?
Bewusste Weiblichkeit zu leben bedeutet für mich, meinem weiblichen Körper und Geist Beachtung und Unterstützung zu schenken. Wie fühle ich mich als 16-jähriges Mädchen? Bemerke ich die geballte Ladung von Hormonen die durch mich fließt, wenn ich meine Periode habe? Oder vielleicht schon bevor die Blutung beginnt? Habe ich Schmerzen? Finde ich meine Periode störend? Bemerke ich meinen Eisprung? Wie geht es meinem Körper nach einer Geburt und wie fühle ich mich mitten in den Wechseljahren?
Schon alleine in dem sich Frau beginnt diese Fragen zu stellen, begibt sie sich auf den Weg, eine bewusste Weiblichkeit zu leben.
Auf diesem Weg entspringt meist auch das Bedürfnis seinen Körper bei allen zyklischen Veränderungen zu unterstützen. Die Unterstützung kann vielseitig sein. Ein wichtiger Punkt der bewussten Weiblichkeit ist, sich selbst wieder zu spüren.
Tanzen – besonders Tänze bei dem du dein Becken bewegst – bringt dich deinem Schoßraum näher.
Unseren weiblichen Körper zu schmücken ist eine weitere tolle Möglichkeit um unseren Tempel (Körper) zu ehren. Halskette, Fußkettchen, Bauchketten, Ohrringe und Haarschmuck werden in vielen Kulturen der Welt selbstverständlich verwendet, um die Schönheit zu unterstreichen.
Auch das “Vaginal Steaming” (auch unter “Yoni Steaming” bekannt) ist eine sehr hingebungsvolle Art die bewusste Weiblichkeit zu leben. Dazu später mehr.
Was ändert sich im Leben von Frauen wenn sie ihre Weiblichkeit bewusst leben?
Frauen verspüren dadurch Einklang mit ihrem Körper und Geist. Sie verstehen sich selbst immer besser. Sie schenken sich selbst sehr viel Hingabe und Achtung.
Welche Rolle spielt bewusste Weiblichkeit, Ihrer Einschätzung nach, derzeit in unserer Gesellschaft? Welche Rolle sollte sie spielen?
Im Großen und Ganzen empfinde ich, dass bewusste Weiblichkeit in der Gesellschaft immer mehr thematisiert wird. Es beginnt mit Menstruationstassen und erstreckt sich bis hin zum Yoga. Ich wünsche mir für unsere Gesellschaft aber viel mehr Offenheit. Mütter sollten mit ihren Töchtern schon früh über das Thema Mädchen-/Frausein sprechen. Auch Männer dürfen über unseren Zyklus aufgeklärt werden. Unser “Gesundheitswesen” könnte sich mehr mit uralter Frauenheilkunde befassen. Um Frauen eine schonende, nachhaltige und natürliche Begleitung im Leben zu bieten.
Haben Sie einige Tipps gegen Menstruationsschmerzen für uns?
Ich denke, dass Frau sehr wohl ihre Menstruation spüren darf. Es ist meiner Meinung nach aber nicht mit Schmerz und Hilflosigkeit verbunden. Ich denke, dass gewisse Schmerzen ein Anzeichen dafür sind, genauer hinzusehen. Zu starkes oder auch zu langes Bluten in Verbindung mit Schmerz und noch vielen weiteren Beschwerden, kann man natürlich und schonend behandeln, bevor sie zum Problem werden.
Beispielsweise mit dem sogenannten “Vaginal Steaming”. Dieses alte Frauenritual findet man auf der ganzen Welt, auch in Ghana. Es kann zweimal monatlich praktiziert werden: kurz vor der Menstruation und kurz danach. Es reguliert die Blutung, unterstützt die Gebärmutter bei ihrer Reinigung und entspannt unseren gesamten Schoßraum. Durch den warmen Dampf und bestimmte Kräuter wirkt das Steaming krampflösend, entzündungshemmend, beruhigend, antibakteriell uvm.
Es ist auch zu empfehlen, vor, während, und nach der Blutung viel Flüssigkeit zu sich zu nehmen, um Dehydration zu vermeiden. Diese ist häufig Ursache dafür, dass man sich während der Menstruation so ausgelaugt und erschöpft fühlt. Besonderes Hibiskusblüten-Tee, kalt oder warm genossen, mit Blütenhonig gesüßt und Propolis hinzugefügt wirkt zusätzlich krampflösend und auch harntreibend (Blasenentzündungen).
Welche abschließenden Anregungen möchten Sie unseren Les_erinnen mitgeben?
Wir Frauen sind sehr vielseitige und komplexe Wesen. Wir dürfen uns selbst Beachtung und Zuneigung schenken. Dadurch nähren wir uns und unsere Mitmenschen.
Interview: Yvonne Rauter & Sissi Prader