Blog vom Frauenmuseum Il Blog del Museo delle Donne
Frauenmuseum | Museo delle donne

Fürsorge braucht Wertschätzung und vor allem Zeit

0

Equal Care Day 1. März 2023

Das Elki (Eltern Kind) Netzwerk und das Frauenmuseum stellen Überlegungen zum Equal Care Day am 1. März über die ungleiche Zeitverteilung der Care-Arbeit an.

Alle Menschen sind einzigartig und gleichzeitig gilt doch für alle das Gleiche: klein, schreiend und völlig abhängig werden sie von einer Frau zur Welt gebracht. Ohne Beziehung und Versorgen ist menschliches Leben nicht möglich. Wir alle leisten und empfangen im Laufe unseres Lebens Care-Arbeit.

Care-Arbeit beschreibt die Tätigkeiten des sich Sorgens und Kümmerns, beginnend bei der Selbstfürsorge, der Nächsten-Fürsorge in und außerhalb der Familie, sowie die Fürsorge für die Umwelt und Natur. Menschen sind in verschiedenen Lebensabschnitten ungleich abhängig von der Fürsorge anderer Menschen und haben auch unterschiedliche Ressourcen um Fürsorge zu leben.

Generell ist die Care-Arbeit in der Welt nicht gleichmäßig verteilt. Es gibt Menschen, die rund um die Uhr einer Erwerbstätigkeit nachgehen und sich weder um Kinder, noch um Alte oder Kranke kümmern, vielleicht auch die eigene Haushaltstätigkeiten auslagern. Andere wiederum kümmern sich um Familienangehörige oder Bekannte, um den eigenen Haushalt und sind vielleicht auch noch beruflich im Care-Bereich tätig. Die Care-Arbeit wird immer noch übermäßig von Frauen erledigt, bleibt oftmals unsichtbar, nicht wertgeschätzt, nicht monetär beziffert und wenn überhaupt dann geringfügig bezahlt.

Aber nicht nur zwischen den Geschlechtern besteht ein Ungleichgewicht: als westliche Gesellschaft lagern wir Care-Arbeiten immer mehr Frauen aus anderen Ländern aus, welche ihre Familien verlassen, um für unsere zu arbeiten.

Fürsorgearbeit braucht Sichtbarkeit, Wertschätzung und vor allem auch Zeit. Um eine gerechtere Verteilung zu erreichen, braucht es neben der Aufwertung beruflicher Care-Arbeit auch eine Ermöglichung, um privat Fürsorge zu leben. Dafür bräuchte es eine Verringerung der Erwerbstätigkeit. Wer 40 Stunden einer Erwerbstätigkeit nachgeht, hat schlichtweg zu wenig Zeit für Fürsorge auf allen anderen Ebenen.

Es geht um nichts weniger als die eigene Lebenszeit und Lebensqualität. Für ein würdevolles Leben für alle, bräuchte es eine radikale Umverteilung und einen Paradigmenwechsel: weg vom Profit- und Konsumdenken, hin zu einer Gesellschaft, die Fürsorge in den Mittelpunkt stellt.

Um es mit den Worten von Ina Praetorius zu sagen: „Wir sind auf der Welt, um zusammen zu leben. Und es ist die Aufgabe der Ökonomie ihren eigentlichen Zweck zu erfüllen: die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse weltweit.“

Das Elki Netzwerk und das Frauenmuseum beteiligen sich an der Aktion unVERZICHTbar unter dem diesjährigen Motto „Sharing is Caring“ und weisen damit in der Fastenzeit auf die Wichtigkeit der Fürsorgearbeit hin. In den Elkis und im Frauenmuseum findet ihr dazu Anstecker mit Illustrationen von Celeste Meisel, welche im Rahmen der Tagung „Who Cares?“ entstanden sind.

Das Frauenmuseum zeigt bis Ende März die Gastvitrine von Laura Volgger mit dem Titel „My Work Is Your Foundation. Die Ausstellung möchte die politische Handlungsmacht von Sorgearbeit ausübenden Personen unterstreichen. Denn was würde passieren, wenn sie ihre „Waffen“ plötzlich niederlegen würden? Wenn sie kollektiv die Arbeit verweigern, Entlohnung einfordern und streiken würden?

My Work Is Your Foundation ©Jona Klemenc

 

Leave A Reply