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Über BHs und Brüste, die nicht passen

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Ich vermute viele Frauen kennen es: es ist wieder so weit, ein neuer BH muss her. Egal ob der Grund dafür ist, dass der altgebliebte BH vom vielen Tragen immer weiter wird und ein Erstaz gefunden werden muss, der doch niemals ein wirklicher Ersatz sein kann, oder ob man für den Sommer einen ohne Träger braucht, oder einen in einer speziellen Farbe, oder einen, der die Brüste optisch vergrößert – die Anlässe sich einen neuen BH zu kaufen sind vielfältig.

Der Weg zum Kauf ist wie das Verhältnis von Frauen zu BHs: manchmal erfreut, euphorisch und gelingend, manchmal gestresst, genervt und frustrierend. Manchmal klappt es gleich auf Anhieb – das Modell, das man im Schaufenster gesehen hat, passt wie angegossen und nach dem ersten Anprobieren kann man sich erledigter Dinge an die Kassa stellen. Andere Male passt kein einziger BH in einem ganzen Geschäft, es drückt oder zwickt oder sitzt einfach nicht richtig – da kann es schon mal sein, dass sich irgendwo ganz leise die Frage einschleicht, ob es denn nun die BHs sind, die nicht passen oder der eigene Körper…

Wenn dann noch ein derartiges Gespräch hinzukommt, ist der Alptraum perfekt:

Verkäuferin: „Dieser passt auch nicht, weil er zu weit ist? Ok. Aber machen Sie sich keine Sorgen, ihre Brüste werden schon noch wachsen.

Kundin: „Danke für Ihre Hilfe. Das glaube ich wohl eher nicht. (schmunzelt)“

Verkäuferin: „Wieso, wie alt sind Sie denn?“

Kundin: „27.“

Verkäuferin (bestürzt): „Was??? Nur 3 Jahre jünger als ich? Und so kleine Brüste? Das sind ja die Brüste einer 14-Jährigen. Tja, dann gibt es wohl keine Hoffnung mehr.“

Wow. Sprachlos.

Ich bin mir ja bewusst, dass ich kleine Brüste habe, dass es ist nicht immer leicht ist einen gut sitzenden BH zu finden, dass es manchmal Vorteile und manchmal Nachteile hat. Aber dass ich ein so hoffnungloser Fall in Hinblick auf die Normvorstellungen weiblicher Brüste in unserer Gesellschaft bin, wurde mir noch nie so direkt ins Gesicht gesagt – Bodyshaming par excellence.

Fazit:

Auch wenn Normvorstellungen und Schönheitsideale von verschiedenen Seiten auf einen einprasseln und man manchmal vielleicht auch selbst, das eine oder andere Makel am eigenen Körper feststellt – scheiß drauf. Das ist mein Köper, er ist gesund, er funktioniert und ist in Ordnung so wie er ist.

& das Geschäft wird wohl von der Liste der Einkaufsorte gestrichen und nicht mehr weiterempfohlen.

 

Anonym

Graphik: Astrid Schönweger, Karikatur aus Pixabay

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