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Frauen als Tänzerinnen

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Nach der Publikation für die lokale Zeitschrift „Meraner Stadtanzeiger“, freut sich das Frauenmuseum nun einige der Beiträge dieser Frauenkolumne, auch auf dem eigenen Blog zur Verfügung stellen zu können. Nochmals danke dem Meraner Stadtanzeiger für die Zusammenarbeit.

Meraner Frauen von gestern und heute 

Sarah Trevisiol

Meran, das prächtige Kleinstädtchen inmitten der Alpen, verbirgt eine vielseitige und weltoffene Geschichte, welche zum Teil auch von Frauen geprägt und geschrieben wurde. In dieser Kolumne werden wir den Stimmen und Erfahrungen einiger Meranerinnen Gehör verleihen, die das Gesellschaftsleben und Stadtbild Merans mitgestaltet haben oder immer noch tun.

Frauen als Tänzerinnen

Fanny und Therese Elßler & Sabine Raffeiner

Meran beherbergte in seiner Blütezeit, neben großbürgerlichen und adeligen Gästen, auch zahlreiche internationale Künstler*innen, welche im Rosengartentheater unter den Lauben und anschließend im Stadttheater und im Kurhaus auftraten. Unter anderem tanzten auch die weltberühmten Balletstars Franziska (Fanny) und Therese Elßler auf den Bühnen der Kurstadt. Die beiden Geschwister ließen in der Altstadt, oberhalb der Wendelhalle, ein Haus bauen, welches heute noch als „Villa Fanny“ bekannt ist. Fanny (1810 – 1884) wohnte zwar selbst nie in Meran, dem Heimatort ihrer Mutter, aber die Schwester Therese (1808 – 1878) und ihre uneheliche Tochter Theresia, welche beide an Lungenbeschwerden litten, lebten über längere Zeiträume in Meran und brachten Schwung in die Stadt. Während Fanny Weltkarriere machte und eine der bekanntesten romantischen Tänzerinnen des 19.
Jahrhunderts wurde, galt Therese zwar als die bessere Tänzerin, wurde aber bei weitem nicht so bekannt. Dennoch war sie die treueste Beraterin und Freundin von Fanny, teilte unzählige Bühnenerfolge mit ihrer Schwester und verhalf dieser zum Weltruf im Wiener Ballett. Fanny und Therese waren in London, Paris, St. Petersburg und Amerika erfolgreich. In Washington zeigte sich Therese sogar als Fannys Partnerin, zum ersten Mal in Männerkleidung, was damals als Sensation empfunden wurde.

„Es ist bemerkenswert, wie sehr sich die Rolle der Frau innerhalb der Tanzwelt verändert hat. Anfangs, als sich das klassische Ballett in Frankreich und Russland etablierte, im 17. Jahrhundert, wurden Choreographien zunächst nur für männliche Tänzer geschrieben, die auch die Frauenrollen interpretierten. Mit der Zeit wurden Frauen für ihre Grazie als Ideal des Balletts zelebriert“ erklärt uns Sabine Raffeiner, leidenschaftliche Tänzerin aus Meran, welche seit 36 Jahren in der Ballettschule Arabesque ASV unterrichtet und Tanzprojekte in Eigenregie auf die Bühne bringt. „Heute können Männer und Frauen jegliche Rollen interpretieren, Tanzschritte und Choreographien werden nicht mehr ausschließlich von Männern erstellt. In Südtirol haben es Männer, die sich dem Tanz nähern wollen, noch immer nicht ganz leicht, aufgrund der vielen Vorurteile und steifen Rollenbilder. Zum Glück finden immer wieder einige den Mut dieser Leidenschaft nachzugehen, Rollenbilder zu sprengen und sogar neuen Tanzrichtungen, wie z.B. dem Hip Hop Tanz, einen originellen Ton zu geben. Als ich noch klein war, kam mein Bruder eine Zeit lang heimlich mit mir in die Tanzstunde. Mein Vater durfte dies auf keinen Fall wissen, aber meine Mutter, die selbst tanzte und Theater spielte, half uns immer wieder unsere kleinen Ausflüge zu vertuschen.

“Fanny und Therese Elßler drehten den Spiss um, sie interpretierten nicht nur Frauen-Duos, sondern auch Männerrollen, erfanden neue Tanzschritte und vermischten bewusst diverse Tanzstile. Dabei bewiesen sie großen Erfindergeist und emanzipatorisches Handeln. Die Elßler-Schwester trafen beide außergewöhnliche Lebensentscheidungen für die damalige Biedermeierzeit. Fanny war ein Freigeist, sie heiratete nie, reiste viel und pflegte mehrere Liebschaften, genauso wie ein außereheliches Kind; während Therese mit Prinz Adalbert von Preußen eine Liebesheirat einging (genauso selten zu jener Zeit) und vom König in Person zur Freifrau von Barnim ernannt wurde. Nach ihrem Tod in Meran im Jahre 1878, wurde sie in Berlin als Therese von Barnim begraben. Zu diesen Zeiten war es für eine Frau nicht einfach, selbständig Geld und Unabhängigkeit zu verdienen.

Das Tanzen zählte zu den ersten angesehenen Berufen für Frauen, welche ihnen Bewegungs- und Entscheidungsfreiheit ermöglichten. „Tanzen entfacht Selbstsicherheit, Gruppengefühl, aber auch Individualität und schafft Freiräume für Kreativität. Tanzen ist zwar beinharte Körperarbeit, wie Leistungssport, aber vor allem Leidenschaft und Kunst. Die Körper kommunizieren mit dem Publikum, erwecken Emotionen und berühren, sowohl Zuschauer*innen wie Perfomer*innen. Getanzt werden kann in jedem Alter, mit dem eigenen Stil kann Neues und Bahnbrechendes erschaffen werden. Für mich ist Tanzen der Inbegriff von Freiheit“. Sabine Raffeiner kann sich nicht vorstellen, jemals mit dem Tanzen aufzuhören. Zwar hat es viel Engagement gebraucht, um neben ihrem Beruf auch als Tanzlehrerin und Choreographin weiterzumachen, aber es hat sich gelohnt. „Ich kann immer noch die Magie und die Aufregung auf der Bühne fühlen, heute wie gestern. Als ich mit 6 Jahren, die Ballettschule von Frau Grete von Heimburg in Kebat besuchte, wurde der Unterricht meiner damaligen Ballettlehrerin Pia von Saltern, noch vor Ort mit dem Klavier begleitet. Die Lektionen waren streng getackt und die Tanzschritte rigider, aber diese Alchemie zwischen Publikum und Tanzkompanie war damals wie heute spürbar. Ich hoffe, dass auch in Zukunft immer mehr Menschen, Frauen wie Männer, Grenzlosigkeit im Tanz ausleben können und somit der eigenen Persönlichkeit und Kreativität freien Lauf lassen.“

Sabine Raffeiner- Fotograf Christan Lang
Foto: Archiv Arabesque
Foto: Archiv Arabesque

 

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