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Fünf Frauen, Fünf Kulturen, Eine Geschichte

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In unserer Rubrik Tante Rosa möchten wir heute über einen Film sprechen, der international bereits großes Interesse geweckt hat und nun – zum Tag der Frau – auch in Südtirol gezeigt wird. Der Film #Female Pleasure der Schweizer Regisseurin Barbara Miller lässt fünf mutige, starke, kluge Frauen aus den fünf Weltreligionen zu Wort kommen. Sie erzählen mit viel positiver Energie von einem Phänomen, das sie alle verbindet: von der Tabuisierung weiblicher Sexualität und von ihrem persönlichen Ausbrechen aus diesem Tabu.

Seit Herbst 2018 wurde der Film in Kinos in Deutschland, der Schweiz, Österreich, Spanien und Frankreich gezeigt. Am 8. März 2019 kommt er nun auch nach Bozen, wo er im Filmclub um 20:30 Uhr zu sehen ist.

Leyla Hussein, eine der fünf Protagonistinnen im Film #Female Pleasure. Foto: Oslo Freedom Forum, Photographer: Reka Nyari [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)]

Warum dieser Film?

Die Regisseurin, Barbara Miller, hatte bereits zwei Filme zum Thema weibliche Sexualität realisiert, einen über die Klitoris und einen über Internetpornografie. Dabei wurde ihr klar, dass in unserer Gesellschaft Frauen nicht als selbstbestimmte sexuelle Wesen wahrgenommen werden.

 

Wie entstand #Female Pleasure?

Als freischaffende Dokumentarfilmerin war Barbara Miller sehr viel für Menschenrechtsorganisationen in der Welt unterwegs und fragte sich:

Wie geht es Frauen auf der ganzen Welt in Bezug auf ihre Sexualität und was sagt das über ihre Stellung in der Gesellschaft aus?

Welches System, welche Strukturen stecken dahinter, dass Frauen auf der ganzen Welt, ihre Sexualität nicht frei leben können oder wenn sie es tun, verfolgt, geächtet oder diffamiert werden?

Barbara Miller ist bei ihrer Recherche auf fünf Frauen gestoßen. Fünf mutige Frauen, die bereits den bewussten Schritt in die Öffentlichkeit gemacht hatten, um die Tabus um weibliche Sexualität zu brechen. Das Risiko, das sie eingehen, ist extrem hoch. Manche von ihnen leben mit Todesdrohungen, wurden von ihren Familien verstoßen, leben anonym oder sogar unter Polizeischutz. Trotzdem haben alle von Anfang an zugesagt, ihre Geschichte zu erzählen.

Rokudenashiko, eine der fünf Protagonistinnen im Film #Female Pleasure. Foto: Alex Lozupone [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)]

Wer sind die fünf Protagonistinnen?

1

Vithika Yadav beispielsweise gründete in Delhi „Love Matters“, die erste digitale Sexualaufklärungs-Plattform in Indien. Ein wichtiger Schritt, denn in Indien gehört sexuelle Belästigung zum Alltag von Mädchen und Frauen – „Eve teasing“ – „Eva hänseln“ – wird es genannt. Das Sprechen über Sexualität ist aber ein absolutes Tabu-Thema.

2

Doris Wagner berichtet von ihren Erfahrungen sexuellen Missbrauchs in einer erzkatholischen Ordensgemeinschaft, der sie erst nach Jahren entfliehen konnte. Sie veröffentlichte das Buch „Nicht mehr ich“, erwirkte eine Anpassung des Deutschen Strafgesetzbuches und wandte sich auch an Papst Franziskus, um eine Veränderung im Umgang mit Missbrauchsopfern von kirchlicher Seite zu erwirken.

3

Deborah Feldman hat es geschafft aus ihrer ultraorthodoxen jüdischen Familie im New Yorker Quartier Williamsburg auszubrechen:

Ich bin die erste Frau, die diese Gemeinschaft verließ und das Sorgerecht für mein Kind behielt.

Deborah Feldman. Foto: Amrei-Marie [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)]

4

Leyla Hussein aus Somalia war sieben Jahre alt, als sie beschnitten wurde. Die jahrelangen Folgen dieses Traumas machten sie schließlich zur Aktivistin gegen Genitalverstümmelung:

Die Sexualität der Frauen wurde immer im Namen der Religion kontrolliert. ‚Vergewaltigung in der Ehe‘ ist schlicht eine Vergewaltigung. ‚Häusliche Gewalt‘ ist nie ‚häuslich‘. Es ist Gewalt. Punkt. Kinderheirat ist nichts als legalisierte Pädophilie. Nennen wir die Dinge beim Namen. Genitalverstümmelung ist sexuelle Gewalt gegen Kinder.

5

Die Japanerin Rokudenashiko hat die künstlerische Befreiung des weiblichen Körpers im Buddhismus gewagt:

Es gab noch keine Manga-Künstlerin, die ihr Geschlechtsorgan zum Thema machte. Wir wissen, dass die Vagina so groß ist wie die Handfläche. Ich habe von der 3D-Technologie gehört und meine Vagina digitalisiert. Ich beschloss, ein Boot herzustellen. Ich wurde verhaftet und wie eine Verbrecherin behandelt.

 

Der Film zeigt, dass Unterdrückung weiblicher Sexualität ein globales Problem ist – und dass es dabei nicht nur um Sexualität und Lust, sondern im Grunde um Menschenrechte geht. Der Film sendet aber auch ein starkes Hoffnungszeichen:

Ich glaube schon, dass es immer mehr Frauen gibt, die ihre Sexualität lustvoll leben können. Also ja –es gibt ein Problem, aber wir können das ändern. Das wird ein großer Gewinn sein, für Frauen wie für Männer. Und das muss schneller passieren. – Barbara Miller

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