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Corona und Frauen: Was können wir tun?

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In unserem letzten Blogartikel haben wir uns die Frage gestellt, wie das Coronavirus sich auf Frauenleben auswirkt. Heute wollen wir uns fragen, was wir daraus lernen können und warum Corona auch ein feministisches Thema ist.

Selten haben Pflege- und Fürsorgearbeit so eine große Sichtbarkeit und Wertschätzung erhalten, wie in den letzten Wochen. Die Arbeit von Krankenpfleger*innen, Altenpfleger*innen, Kinderbetreuer*innen, die sonst meist unsichtbar und in vielen Ländern unterbezahlt ist, wird nun gefeiert.

Die Krise verschärft die Situation von Frauen, da sie einen Großteil des Gesundheitspersonals stellen, aber sie birgt auch die Chance, nun mehr Wertschätzung zu fordern. Deshalb ist Corona auch ein feministisches Thema.

Beatrice Frasl schreibt auf Edition F, dass nun der gesellschaftliche Wert der sonst oft unsichtbaren Care-Arbeit sichtbar wird und ruft deshalb dazu auf, die Gunst der Stunde zu nutzen:

Gerade jetzt gilt es deshalb, auf bessere Bezahlung von Care-Arbeit und Pflege zu pochen, auf eine gerechtere Verteilung unter den Geschlechtern, sowie auf eine Reduzierung der Belastungen.

Diese erhöhte Wertschätzung der Sozial- und Fürsorgearbeit muss sich dementsprechend auch in einem erhöhten Budget niederschlagen. Die fatalen Folgen der Einsparungen im Gesundheitsbereich in Italien machen sich gerade jetzt bemerkbar.

Aber auch die unbezahlte Arbeit, die meist von Frauen im Haushalt, in der Kindererziehung und Altenpflege, geleistet wird, rückt nun in den Vordergrund. Das ist gut so – und das soll so bleiben, auch nach Corona. Zu lange hat sich unser wirtschaftliches System darauf verlassen, dass Frauen unbezahlte Arbeit leisten.

Einen weiteren Aspekt bringt Helen Lewis im Atlantic auf: Wenn wir diese Krise analysieren, um für die Zukunft daraus zu lernen, müssen wir sie auch geschlechterspezifisch betrachten. Zu der Zika und Ebola Epidemie, schreibt Caroline Criado Perez in ihrem Buch Invisible Women, haben weniger als 1% der Forschungsberichte die geschlechtsspezifischen Hintergründe des Ausbruchs untersucht.

Wenn wir aus dem Coronavirus lernen wollen, müssen wir uns auch geschlechtsspezifische Fragen stellen. Zum Beispiel:

  • Wie können Opfer häuslicher Gewalt in dieser Sitaution geschützt werden?
  • Wie wirkt sich das Virus auf schwangere Frauen aus?
  • Wie kann Kinderbetreuung organisiert werden?

Aber auch:

  • Nicht nur Sichtbarkeit, sondern auch Bezahlung von Care-Arbeit
  • Bessere Bezahlung von sozialer und gesundheitlicher Arbeit.
  • Maßnahmen gegen Verarmung der Bevölkerung (u.a. mit Einführung eines Notfall-Grundeinkommens in der EU).

Helen Lewis schreibt, dies könnte der erste Virus-Ausbruch sein, in dem Geschlechterunterschiede berücksichtigt werden – von Forschenden und von politischen Entscheidungsträger*innen. Hoffen wir darauf!

 

Judith Mittelberger & Astrid Schönweer

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