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Gegen Gewalt und für Solidarität!

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Heute, am Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, möchten wir euch ein spannendes Schulprojekt vorstellen: Ein gelungenes autonomes Projekt der Maturantinnen des Maria-Hueber-Gymnasiums in Bozen.

Zehn engagierte Maturantinnen, eine Direktorin, die auch Lehrerin ist, und die Schülerinnen unterstützt sowie externe Partnerinnen – eine Filmmakerin, eine Tänzerin, eine Kunstvermittlerin. Coole und offene Zusammenarbeit, kreatives Weiterspinnen an Ideen, zielführendes Umsetzen und ein tolles Ergebnis! Ein VIDEOCLIP zum Thema Gewalt an Frauen.

Wie kam es zur Idee einen Film zu drehen? Und warum habt ihr euch für dieses Thema entschieden?

Pia: Die Idee zum Film entstand im zweiten Semester unseres Maturajahres. Mehrere Ideen und Herangehensweisen standen zur Debatte: eine Diashow, eine Fotoreihe, Plakate oder ein Flashmob. Wir wollten ein politisches Zeichen setzen, und ein klares NEIN gegen Gewalt an Mädchen und Frauen formulieren. Der Vorteil beim Film, oder besser gesagt bei einem Videoclip, ist es, dass er oft mit wenigen Worten auskommt. Es ist eine Möglichkeit, die Herzen der Menschen zu erreichen. Bilder bleiben oft länger in den Gedanken als ein Text, genau das war auch unser Ziel.

Das Thema wurde gleich zu Beginn von unserer Direktorin Heidi Hintner vorgeschlagen; aus einem ganz einfachen Grund. Im Laufe der Pandemie mit dem damit verbundenen Lockdown häuften sich die Fälle von Femizide und Gewalt an Frauen dramatisch. Unsere Message lautet: Es reicht! Keine mehr!

Wie viele Personen waren am Projekt beteiligt und wer waren diese Personen?

Stefanie Aichner, Videografin und Moritz Holzinger für die Filmassistenz

Andjela Culaja, Tänzerin
Wir zehn Maturantinnen: Nadine Schölzhorn, Kathinka Enderle, Lisa Waldthaler, Lea Pellegrin, Corinne Ciabuschi, Elena Bertagnolli, Eva Spornberger, Anna Zoe Antonelli, Emily Mulas und Pia Sophie von Musil sowie Direktorin Heidi Hintner und vom Museion Brita Köhler mit ihrem Team.

Foto: Maria-Hueber-Gymnasium
Wie lange hat das Projekt insgesamt gedauert? Also von den ersten Planungssitzungen bis hin zur Veröffentlichung des Films?

Kathinka, Pia: Das allererste Treffen fand bereits im März 2021 statt. Nach einer Woche wurde aus der anfänglichen Gruppe von zwei Schülerinnen eine stolze Gruppe von zehn. Wir waren begeistert und wollten uns engagieren! Im April holten wir uns professionelle Unterstützung von Stefanie Aichner und Andjela Culaja, die uns halfen, unsere Vorstellungen in die Praxis umzusetzen. Der Filmdreh fand dann am 17. Mai im Museion statt und nach einer Zeit im Schnitt konnten wir unseren Clip Ende August veröffentlichen. Mit unserem Instagramaccount („womenslivestaken“) konnten wir mit unserem Projekt bis dato 6.720 Konten erreichen, aufgerufen wurde es 8.058 Mal. Der Videoclip wurde auch für die Kommunikation des Frauenmarsches am 25. September 2021 verwendet und auf Facebook verbreitet.

Welchen Herausforderungen seid ihr begegnet?

Pia: eine Herausforderung kristallisierte sich recht zügig heraus. Wir waren eine große Gruppe von eigenständig denkenden jungen Frauen, was bedeutet, dass es oft nicht ganz einfach war, sich auf einen gemeinsamen Nenner zu einigen. Die Schwierigkeit bestand darin zu diskutieren und eine Lösung zu finden, die für alle Beteiligten ok war.

Kathinka: Das Zeitmanagement gestaltete sich gelegentlich als Herausforderung. Es war wichtig, dass jede von uns bei unseren gemeinsamen Online-Treffen dabei sein konnte. Neben Schule, Freizeit und persönlichen Verpflichtungen jeder einzelnen konnte sich dies jedoch manchmal als komplizierte Angelegenheit erweisen. Trotzdem haben wir es bestmöglich hinbekommen, sodass jede stets informiert war (z.B. durch den regen Austausch in der WhatsApp-Gruppe) und sich einbringen konnte.

Später, als es dann dazu kam das Filmprojekt zu planen, gab es eine klare Aufteilung der Aufgaben und Rollen (z.B. Technikassistenz, Kamera, Make-Up, Zeitplan etc.). In der Umsetzung sind die Aufgaben und deren Aufteilung jedoch bald miteinander verschwommen, wodurch nicht mehr ganz klar war, wer was übernimmt. Gelöst haben wir diese Herausforderung dadurch, dass jede jeder geholfen hat. Dadurch konnten wir dem Projekt seine Flügel verleihen und solch ein tolles Resultat erzielen.

Foto: Maria-Hueber-Gymnasium
Welches war für dich der schönste Moment / die schönste Erfahrung?

Pia: Mich freute, dass unser Projekt ohne jegliches Budget ausgekommen ist. Wir hatten anfangs Zweifel, eine*n Kamerafrau/mann zu finden, die/der uns ohne Bezahlung unterstützen würde. Dass sich Stafanie Aichner und Anjela Culaja darauf eingelassen haben hat mir gezeigt, dass das Thema so viele, auch junge Menschen, bewegt. Gewalt muss thematisiert werden, ohne daraus Profit schlagen zu wollen.

Auch dass das Museion uns so eine coole Location im Rahmen einer Ausstellung kostenlos zur Verfügung stellte, war eine große Unterstützung. Ein gutes und tragendes Netzwerk war hier hilfreich.

Kathinka: Wenn ich an das Projekt zurückdenke, dann mit vollem Stolz. Besonders berührt mich jetzt im Nachhinein, aber auch während des ganzen Projektes, die Hingabe und Ernsthaftigkeit, die alle an den Tag legten. Das Bedürfnis, durch eine Kampagne Aufmerksamkeit auf die Themen (häusliche) Gewalt und Femizid zu lenken, kam wenige Monate vor unserer Matura auf. Obwohl es eine stressige Zeit war, hat sich jede Schülerin, ebenso wie die Mitwirkenden, eingebracht. Das Zusammenspiel zwischen uns als Team war eine schöne letzte Erfahrung, bevor wir alle unsere eigenen Wege gehen. Der Tanz von Andjela war jedoch ein besonderer Gänsehaut-Moment, da ich vor allem in dem Moment realisierte, welch großes Potential wir als Gruppe haben.

Foto: Maria-Hueber-Gymnasium
Was ist die wichtigste Botschaft, die dieser Film vermitteln soll?

Pia: Das Tollste an unserem Clip ist, meiner Meinung nach, die Kommunikation zwischen unserer Tänzerin und den Zusehenden, die ohne Worte auskommt. Das Video soll Menschen bewegen und wachrütteln. Jede Form von Gewalt kann tödlich sein.

Kathinka: Ich denke, dass Andjelas Tanzen und Bewegen für sich spricht. Sie konnte visuell jene Gefühle darstellen, die so viele Frauen in toxischen, gewalttätigen Beziehungen sowie in ihrem Alltag erleben. Wir konnten durch die Audios der Thematik noch einen Klang- Hintergrund verleihen und dem weltweiten Problem in verschiedenen Sprachen eine Stimme verleihen. Durch diese Verknüpfung aus verschiedenen Reizen war es uns möglich, im Videoformat aufzuzeigen, welch große Auswirkung Gewalt gegenüber Frauen haben kann – sei es für die Frau als Einzelperson als auch für das weltweite Problem.

Schlussendlich ist zu sagen, dass der Film einen Beitrag zur Aufklärung und Aufarbeitung leisten soll, sodass endlich mehr Frauen in Sicherheit sind und sich nicht aufgrund ihres Geschlechts Zuhause wie auch in der Öffentlichkeit fürchten müssen. Deswegen sind am Ende des Videoclips auch alle Notrufnummern angeführt.

Foto: Maria-Hueber-Gymnasium

 

Interview: Yvonne Rauter

 

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