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Menarche: alles erlaubt und stressfrei

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Zeit für die Rubrik #tanterosa. Dieses Monat ist sie der Menarche gewidmet, der ersten Monatsblutung im Leben einer Frau. Mit Infos und Tipps steht uns dabei die Hebamme Astrid Di Bella zur Seite. Sie hat sich freundlicherweise bereiterklärt, für @ichfrau einen Beitrag zu schreiben. Vielen Dank dafür!

Ein wichtiger Moment für ein Mädchen: Es ist der erste Schritt zum Frau werden. In vielen Kulturen wird dieser Moment gefeiert, um ihre Fruchtbarkeit zu ehren.

In unserer schnelllebigen Gesellschaft wird von den Mädchen diese erste Monatsblutung leider oft als etwas Unangenehmes erlebt. Die jungen Frauen fühlen sich schmutzig und anders ihren Freundinnen gegenüber, die vielleicht noch nicht soweit sind.

 

Schauen wir uns zuerst mal einige Daten an

Die erste Monatsblutung erscheint bei den Mädchen zwischen 10 und 15 Jahren, meistens zwischen dem 12. und 13 Lebensjahr. Viele Studien weisen darauf hin, dass die Mädchen die Menarche in den letzten Jahren immer früher bekommen. Man spricht von vorzeitiger Pubertät wenn die ersten Zeichen von geschlechtlicher Reife vor dem 8. Lebensjahr präsent sind. Eine verzögerte Menarche hingegen ist eine erste Blutung erst zwischen 16 und 18 Jahren. Das ist manchmal bei sehr sportlichen oder sehr mageren Mädchen der Fall.

Es braucht Zeit, bis die Menstruation, die 3 bis 8 Tage dauern kann, einen monatlichen Rythmus hat. In den ersten zwei Jahren können zwischen der einen und der anderen Blutung auch Monate vergehen.

Foto: Shutterstock, in Besitz von Astrid Di Bella

Erste Anzeichen

Bereits 2 Jahre vor der ersten Monatsblutung können Veränderungen im Körper der Mädchen festgestellt werden.

Als erstes Anzeichen beginnt die Brust zu wachsen. Bald danach erscheinen die ersten Haare im Schambereich. Wenn dann die erste Scheidenflüssigeit in der Unterhose sichtbar wird, können wir davon ausgehen, dass die erste Monatsblutung in einigen Monaten fließen wird.

Es ist wichtig, dass die Mädchen auf ihre erste Regel vorbereitet sind. Viele Studien zeigen, dass der Umgang mit der Monatsblutung besser ist, wenn die jungen Frauen über die Vorgänge ihres Körper informiert und sie in der ersten Zeit gut begleitet werden, am besten von der eigenen Mutter.

Durch diese erste Monatsblutung kommen Themen rund um die Sexualität an die Oberfläche, die leider in den Familien oft noch zu wenig besprochen werden. So könnte diese erste Blutung ein idealer Moment sein über wichtige Themen der Sexualerziehung zu sprechen.

Neben Informationen zum Menstruationszyklus und den Vorgängen im Körper der Frau, brauchen die Mädchen auch praktische Tipps zur körperlichen Hyghiene und Hinweise, wie sie mit ihrem Körper achtsam umgehen können, denn der sich ändernde Körper wird von Gleichaltrigen oft auch unangenehm angeschaut und die Mädchen schämen sich manchmal dafür.

Die Mädchen brauchen eine Vorbereitung auf die Menstruation – am besten von ihrer eigenen Mutter. Quelle: Pixabay

Schmerzen oder Prämenstruelles Syndrom

Manche Mädchen haben kurz vor der Monatsblutung oder währenddessen krampfartige Schmerzen. Hier können Kräutertees eine Hilfe sein, wie Frauenmantel oder Johanniskraut. Auch eine Ernährungsumstellung kann hilfreich sein. Manchmal kann auch ein Magnesiumpräparat eingenommen werden.

Es ist aber besonders wichtig, die Blutung nicht von vornherein mit Schmerzen zu verbinden. Viele (junge) Frauen haben keine unangenehmen Symptome und können ihr Leben ganz normal weiterführen.

Sehr häufig hilft einfach, den gesamten Monatszyklus mehr zu würdigen und unseren Stress zu reduzieren.

 

Der monatliche Zyklus im Körper einer Frau

Es ist schon erstaunlich, was der Körper einer Frau monatlich leistet. Durch die weiblichen Hormone reift einmal im Monat eine Eizelle heran und die Schleimhaut in der Gebärmutter bereitet sich vor, die befruchtete Eizelle aufzunehmen. Wenn es zu keiner Befruchtung kommt löst sich diese Schleimhaut wieder und es kommt zu der Monatsblutung. Dieser Vorgang wiederholt sich monatlich bis nach vielen Jahren die Menopause das Ende der Fruchtbarkeit einleitet.

Um den Menstruationszyklus von der ganzheitlichen Sichtweise besser zu verstehen können wir ihn mit den Zyklen der Natur, zum Beispiel den rythmischen Wechsel der Jahreszeiten vergleichen:

  1. Der Frühling ist die erste Woche nach der Blutung. Es ist die Zeit, in der die Eizelle reift. In dieser Zeit sind die meisten Frauen voller Tatendrang. Sie fühlen sich in Höchstform.
  2. Der Sommer ist die Zeit des Eisprungs. Es ist die Phase der Fruchtbarkeit. Die Frauen sind sensibler für andere. Haben Lust nach draußen zu gehen, in Kontakt mit Menschen zu kommen. Es entstehen neue Ideen.
  3. Der Herbst ist die Woche vor der Regel. Meist ist das eine Zeit der Bewertung und des Nachdenkens. Frauen halten Rückblick. In dieser Phase sind die Frauen am stärksten mit ihrer Intuition in Kontakt.
  4. Der Winter ist die Blutung. Da verspüren viele Frauen das Bedürfnis sich zurückzuziehen, auszuruhen. Ein Aspekt, der gerade in unserer Gesellschaft nicht respektiert wird.
Quelle: Pixabay

 

Manchmal reicht es schon, diese vier Phasen bewusster zu leben und zu respektieren, und die Schmerzen, Stimmungsschwankungen und Unregelmäßigkeiten des Monatszyklus lösen sich wie von selbst.

 

Rituale rund um die Menstruation

Wie eingangs erwähnt wird die Menarche in einigen Kulturen der Welt richtig gefeiert. Auch bei uns gibt es immer wieder Angebote für Mädchen, diesen neuen Abschnitt ihres Lebens mit anderen Mädchen und Frauen zu zelebrieren. Beim Ritual des roten Zeltes zum Beispiel können die Mädchen diesen Schritt zu ihrer Weiblichkeit mit Freude feiern.

„Das rote Zelt“ – Initiative im Rahmen der „Mutternacht“ im Haus der Familie auf dem Ritten. Foto: Astrid Di Bella

Es gibt auch Aufklärungsangebote wie die Zyklusshow, die auch immer wieder in Südtiroler angeboten wird, wo nicht die Schwierigkeiten und Schmerzen sondern die Kraft, Lebendigkeit und Energie des weiblichen Monatszyklus ins Zentrum gebracht werden.

 

Tabus

Es gibt immer noch Tabus und Mythen rund um die Menstruation. Vielen Frauen wird erklärt, dass sie während der Blutung schwächer sind, nicht schwimmen gehen sollten, sogar Haare waschen und Baden verboten sei. Dies alles aber basiert auf keine wissenschaftlichen Erkenntnisse und geben leider diesem normalen Körperprozess der Frau einen negativen Touch.

 

Meine persönliche Erfahrung als Mutter

Im letzten Sommer hat meine 12-Jährige am ersten Tag unseres Meeresurlaubes ihre erste Monatsblutung bekommen. Es war ein sehr besonderer Moment, den wir abends in der Großfamilie mit Kuchen gefeiert haben.

Natürlich war der Zeitpunkt wahrlich nicht der beste, erster Urlaubstag in der Türkei, kurz vor dem Abendessen. Aber wir beide haben uns Zeit genommen und gemeinsam besprochen, wie meine Tochter jetzt vorgehen möchte. Ich war zum Glück vorbereitet. Diese erste Blutung hatte sich bereits angekündigt mit vermehrter Scheidenflüssigkeit.

Wir haben gemeinsam verschiedene Hyghieneartikel begutachtet und da meine Tochter eine Schwimmratte ist, war schnell klar, sie möchte nicht eine Woche auf das Wasser verzichten. Gemeinsam haben wir uns für einen Mittelweg entschlossen. Beim Schwimmen versuchte es meine Tochter mit der kleinen Menstruationstasse, und sonst waren die Binden eine gute erste Lösung für sie.

Wir können alles während unserer Periode machen. Astrid Di Bella zeigt auf, wie sie zusammen mit ihrer Tochter mit der Menarche umging. Quelle: Pixabay

 

Ich selbst als Mutter und Hebamme war froh, meine Hebammenkollegin anrufen zu können, nachdem nach 5 Tagen die Blutung nicht weniger wurde. Hier habe ich selbst erleben können, wie auch wir Mütter neben unseren Kindern eine Ansprechperson brauchen, die uns durch diese besondere Zeit begleitet.

Seitdem hat meine Tochter regelmässig alle eineinhalb Monate ihre Blutung bekommen und geht sehr locker damit um.

Besonders in Erinnerung geblieben ist mir die Reaktion des größeren Bruders an diesem Abend der Menstruationsfeier. Er schüttelte unglaubwürdig den Kopf und meinte: „Was gibt es denn hier zu feiern? Ich würde mich nicht so freuen, das bekommst du jetzt einmal im Monat! Ich möchte nicht tauschen wollen.“

Ich hab schmunzelnd zugehört und mir gedacht: Das ist der Grund, warum wir Frauen dafür bestimmt sind, einmal im Monat zu bluten und Kinder austragen dürfen. Ich selbst bin stolz, eine Frau zu sein und freue mich durch den Menstruationszyklus eine so starke Verbindung zur Natur und zum Mond spüren zu können.

 

Astrid Di Bella, Hebamme, Stillberaterin IBCLC und Mutter von drei Teenagern lebt in Auer und betreut in freier Praxis Familien vor, während und nach der Geburt, sowie begleitet Frauen in ihrem weiblichen Lebenszyklus. Weitere Infos zu ihr sind hier zu finden.

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