In früheren Zeiten war es üblich, den Tod als unumgänglichen Teil des Lebens zu betrachten und er war, im Gegensatz zu heute, allgegenwärtig, bedingt durch Kriege, Seuchen und auch die Abwesenheit von Strukturen, in denen Menschen ihre letzte Lebenszeit verbrachten. Man wusste, dass Neues nur entstehen kann, wenn Altes gehen darf.
Das sich Kümmern, um Sterbende und Verstorbene, war Wirkungsbereich der Frauen, die sich nicht nur um die Begleitung Sterbender kümmerten, sondern auch um das Waschen und Kleiden der Verstorbenen, sowie um Totenwache und Riten rund um Trauer und Gedenken. So wie die Hebamme das Neugeborene ins Leben begleitete, geleiteten die sogenannten Totenammen die Verstorbenen auf ihrem letzten Weg.
Und so wie die Hebammen von den Ärzten in ihren Hauptaufgaben beschnitten wurden, wurden die Totenammen ab dem 15./16. Jahrhundert unter Einfluss der Kirche von den männlichen Bestattern verdrängt. Durch die Institutionalisierung der wichtigen Aufgaben, die die Totenammen bis dahin innehatten, wurde das Geschehen rund um das Sterben nicht nur im wahrsten Sinne des Wortes unfassbar, sondern geriet auch aus dem Blickfeld der Menschen.