Sophia Steinegger arbeitet für einige Wochen als Praktikantin im Frauenmuseum.
Mich hat jemand einmal gefragt warum ich schreibe. Ich habe gesagt, weil ich es muss, es ist ein Bedürfnis. Ich schreibe um meine Gedanken zu ordnen, ich schreibe um Kontrolle zu haben, ich schreibe um gehört zu werden.
Eigentlich erzähle ich dabei gar nicht so gerne von mir selbst, ich bringe viel lieber die Geschichten von Menschen und Gegebenheiten, die ich sehe, zu Papier. Doch jetzt will ich dennoch etwas von meinem Weg hierher berichten.
Ich heiße Sophia, bin eine 17-jährige Meranerin und habe noch ein Schuljahr vor mir bevor ich hinaus in die Welt starten kann. Doch schon jetzt versuche ich alle Erfahrungen einzufangen und aufzusaugen. Besonders gern fange ich die Welt schreibend ein, mit schwarzen Lettern auf weißem Papier. Schon in der Grundschule schrieb ich seitenlange Geschichten und jeden Abend einen Tagebucheintrag um zu verstehen wie ich mich fühle. Die Tagebücher führe ich heute nicht mehr weiter – das Schreiben schon. Im vergangenen Jahr nahm ich am Gabriel-Grüner-Workshop für Reportagen teil. Zusammen mit meiner Freundin Leonie Pichler lernte ich was eine gelungene Reportage ausmacht. Es ist vor allem das Beobachten. Um gut zu schreiben, reicht es nicht aus, einen reichhaltigen Wortschatz zu haben oder komplizierte Satzgebilde konstruieren zu können. Man muss vor allem seine Umgebung, die Welt um einen herum wirklich sehen.
Leonie und ich haben dafür Karima, ein Mädchen aus Afghanistan, besucht. Sie wohnt heute in Österreich und nahm uns für einen Tag mit in ihr Leben in der kleinen Altbauwohnung am Stadtrand von Innsbruck und erzählte uns von ihren Ängsten, Sorgen und Zielen. Den ganzen Tag habe ich beobachtet und jedes Detail, das mir aufgefallen ist, fleißig in meinem Collageblock notiert. Erst dann konnte ich schreiben.