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„Omas gegen rechts“ ist eine zivilgesellschaftliche Initiative, die 2017 von Mag. Monika Salzer auf Facebook gestartet wurde. Inzwischen gibt es sie in allen Bundesländern Österreichs und Deutschlands – und seit kurzem auch in Südtirol. Gerda Gius beantwortet unsere Fragen dazu:

Gründerversammlung der Initiative „OMAS GEGEN RECHTS“
Wie ist die Initiative „Omas gegen Rechts“ in Südtirol gestartet?

Lissi Mair hatte von den Aktivitäten der österreichischen OMAS erfahren und war in Kontakt mit einer der Gründerfrauen, Susanne Scholl, getreten. Sie berichtete Waltraud Staudacher davon, die ihrerseits bereits von Helga von Aufschnaiter bzgl. OMAS in Südtirol angesprochen worden war. Mit Waltraud wurde dann vereinbart, Bekannte zu einem ersten Sondierungstreffen am 30.5. einzuladen –  und es bestand sofort Interesse, sich als Gruppe jenseits des Brenners zu positionieren.

Warum gerade Omas?

Omas verkörpern Wissen und Mut, und die heutige Omageneration ist meist gut ausgebildet und kritisch. Sie hat sich mit wichtigen gesellschaftlichen Themen des 20. Jahrhunderts auseinander gesetzt und für Gerechtigkeit gekämpft. Meist sind Omas in Rente und haben mehr Zeit als berufstätige Menschen, sich politisch zu äußern.

Er wurde uns erst jetzt zugespielt, ein Artikel von Ende März in stol.it, dem digitalen Athesia-Tageblatt, mit dem Titel „Warum Terence Hill einem Südtiroler seine Karriere verdankt“. Uns erging es in einem ersten Moment wahrscheinlich wie Ihnen. Was hat diese Meldung für eine Relevanz für #ichfrau? Bis wir ihn gelesen haben…

Rein journalistisch ist es ja verständlich. Da kommt von der dpa (=Deutsche Presse Agentur) die Meldung rein, dass Terence Hill, der auch hier im Lande beliebte Western-Schauspieler, Ende März seinen 80. Geburstag feiert. Natürlich möchte man darüber schreiben. Aber wieso soll jetzt dieser Schauspieler eine Notiz wert sein? Er ist halb Italiener, halb Sachse, der weltweit Erfolge gefeiert hat. Dass er manchmal bei uns gedreht hat, ist ein bisschen dürftig.

Jetzt wird die Eselsbrücke geschlagen und hier wird’s heftig! stol.it schreibt, wie seine Laufbahn 1967 mit der Hauptrolle im Italo-Western „Gott vergibt, wir beide nie“ begann. So weit so gut. Diese Rolle habe er aber nur per Zufall erhalten, weil er als Ersatzmann für den Bozner Schauspieler Peter Martell einsprang, der sich kurz vor Drehbeginn seinen Fuß gebrochen hat. Hier von „Karriere verdanken“ zu sprechen, ist schon ein wenig strapazierte journalistische Freiheit, aber so weit immer noch gut, nicht wahr?

Sie sind gesammelt vorzufinden im Mai: die Internationalen Tage rund um die Pflege der Mitmenschen – heute besser bekannt und umschrieben als „Care“, die personenbezogene Sorge um Menschen. Eine Arbeit, die zumeist von Frauen ausgeführt, schlecht, wenn überhaupt bezahlt, und wenig anerkannt wird. Warum sie also nicht mal in einem einzigen Beitrag zusammenfassen? Wir machen das und noch mehr: Der Monat Mai wird den Schwerpunkt rund um Mutterschaft und Care haben.

Am Sonntag fünf Uhr morgens ist eine wichtige Frau Südtirols von uns gegangen: Gertrud Gänsbacher Calenzani (78). Sie war eine Löwin, wenn es darum ging, sich  nicht nur für Menschen mit Behinderung, aber auch für Frauen und Eltern von Menschen mit Behinderung einzusetzen. Eine Frau, die Konflikte nicht scheute, um sich für die Recht der Schwächeren einzusetzen, stets höhere Ziele vor Augen hatte und nun ihre Ruhe gefunden hat.

ichfrau möchte es sich nicht nehmen lassen, mit Tochter Claudia Calenzani (46) über diese Frau zu reden, der man für ihre lebenslange ehrenamtliche Arbeit nur Respekt zollen kann. Was die wenigsten wissen, ist dass Gertrud nicht nur eine Tochter mit Sehbehinderung hatte, sondern auch eine zweite – und die war bis zur letzten Stunde an ihrer Seite.

Claudia und Gertrud Calenzani im Garten
Privatarchiv Familie Calenzani

Wie war es, die Tochter einer Getrud Calenzani zu sein?

(Erste Reaktion: Ein Lachen.)
In den jungen Jahren hatte ich sie hoch auf einem Podest. Ich wollte wie sie werden, ihr nacheifern. Sie war das Wichtigste für mich. Mein Ziel war es, ihr ebenbürtig zu sein.

Frau & Vorbilder 0

Der Beginn eines neuen Jahres ist immer auch Anlass für einen Rückblick auf das vergangene. Laut UN Women hat sich auf internationaler Ebene so Einiges hinsichtlich Frauenrechte sowie Gleichberechtigung der Frauen und Geschlechter (women and gender equality) getan. So möchten auch wir einige Ereignisse, Aktionen und Aktivistinnen Revue passieren lassen. Sie alle setz(t)en sich für mehr Rechte ein, kämpf(t)en gegen Ungerechtigkeit und Ungleichheit, bieten Stereotypen die Stirn und können Vorbilder und Inspiration für das neue Jahr sein.

JANUAR

  • Nach der Weinstein-Affäre und #MeToo, richteten einige Hollywood-Stars mit #TimesUp einen Rechtsschutzfonds ein.
    Dieser soll Opfern von sexueller Belästigung die Möglichkeit bieten einen Rechtsschutz in Anspruch zu nehmen und dadurch dabei helfen, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz im gesamten Staat anzugreifen.

FEBRUAR

  • Demesia Yat ist eine der 15 sog. „abuelas“ – jener Frauen aus dem Ort Sepur Zarco in Guatemala, die die systematische Vergewaltigung und Versklavung vonseiten des Militärs während des internen bewaffneten Konflikts in Guatemala (1954-1996) überlebt haben. 2011 haben die Frauen den Fall vor das guatemaltekische Höchstgericht gebracht und die Verurteilung von 2 ehemaligen Militäroffizieren sowie verschiedene Reparationsmaßnahmen erwirkt.
    Heute nutzen sie ihre Stimme, um sich auch für andere Anliegen einzusetzen, wie z.B.: Zugang zu Bildung für die Kinder aus ihrer Region, Zugang zu Land, eine Gesundheitsklinik und Maßnahmen zur Armutsreduzierung.
    Am 21. Februar 2018 wurde diesen Frauen vom Public Ministry von Guatemala zusammen mit UN Women eine Medaille der Anerkennung verliehen.
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Am vorigen Mittwoch haben Irene Hager und Thea Unteregger zum Jahreskreisfest der Wintersonnenwende – „Geburt des Lichts“ – im Schloss Auer eingeladen. Jahreskreisfeste werden in den letzten Jahren immer mehr wieder gefeiert und wir haben die beiden gefragt, was dahinter steckt. Und wieso sie diese Feste begehen.


Thea, du beschäftigst dich jetzt schon seit Jahren mit den Göttinnen. Es ist mehr als nur ein künstlerisches Projekt. Wie kamst du dazu und was bedeuten sie in der heutigen Zeit laut dir?

Mich interessiert, welche Vorstellungen von Weiblichkeit es in meiner Umgebung gibt und gab.

Ich will wissen, was unter den katholischen Heiligen liegt und außerhalb der Frauenbilder, die mir in der modernen Welt täglich begegnen.

Bei meinen Recherchen habe ich eine große Vielfalt von Frauengestalten entdeckt, die ganz unterschiedliche Qualitäten haben: Manche sind sanft, andere wild, manche sind kantig und schroff, andere anschmiegsam.

Es macht mir Spaß als Frau die Wahl zu haben, an welchen Archetypen ich mich orientieren möchte, welche Geschichten mir gut tun.

Ich recherchiere, welche archäologischen Funde und Sagen es im Alpenraum gibt und frage mich: „Was hat diese weibliche Figur mit uns heute zu tun, was hat sie uns zu sagen?“ Dann folge ich meiner Intuition, die die Vergangenheit mit der Gegenwart zusammenführt.

Irene, schon als Museumsvermittlerin hast du dich bemüht, altes Brauchtum nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Und es lässt sich als Kräuterexpertin gut verbinden, nicht wahr? Kannst du uns dazu was erzählen?

Ich glaube, dass sich Menschen immer schon an natürliche Rhythmen gehalten haben. Die Jahreszeiten bestimmen das Leben.

Ein großer Teil unseres Brauchtums geht darauf zurück, dass die Menschen die Jahreszeiten gefeiert haben, indem sie sich bei Gottheiten bedankt  oder Bitten an sie gesandt haben.

Kräuter haben dabei auch eine Rolle gespielt. Denn Pflanzen sind die Wohnstätten von Göttinnen und Göttern, durch die Kräuter wirken göttliche Kräfte.

Wieso Jahreskreisfeste? Wieso organisiert ihr zwei die zusammen?

Alle Feste in unserer religiösen Tradition gehen auf den Jahreskreis zurück, auf das Wachsen, Ernten und Welken von Pflanze, auf die Geburt und den Tod von Tieren, die wir zum Überleben brauchen.

Die alten Religionen gelten heute nicht mehr, aber die Feier der Jahrszeiten, das gemeinsamen Huldigen der Kräfte der Natur ist geblieben.

Wir organisieren die Jahreskreisfeste gemeinsam, weil Thea mit ihrer tiefen Recherche der alpinen Göttinnen die Verbindung zur Urkraft unserer Landschaft wieder aufgenommen hat und Irene mit den Kräutern die Verbundenheit mit der Natur aufnimmt und vermittelt.

Was können wir uns dabei erwarten? Wer ist eingeladen?

Bei jedem Jahreszeitenfest geht es um eine bestimmte Qualität, die wir auch in den zugehörigen Göttinnenfiguren ausgedrückt sehen.

Irene und ich stellen ganz grundsätzliche Überlegungen zur Zeitqualität vor und kombinieren sie mit praktischen Tätigkeiten und Tipps.

Wir rühren Salben und Räuchern, wir wünschen und reflektieren.

Wir Menschen sind sinnliche Wesen und wir möchten, dass unsere TeilnehmerInnen die besonderen Eigenschaften der Zeit wahrnehmen, in der wir uns gerade befinden, sie spüren und hören und schmecken, wie die Wurzelsuppe, die wir beim Herbstfest über dem offenen Feuer gekocht haben.

Eingeladen sind dazu alle Interessierten, die Lust auf ein paar besinnliche und gemütliche Stunden im Freien haben.

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Wie stark das Frauenwissen mit der mündlichen Weitergabe zusammenhängt, haben wir schon letzte Woche aufgezeigt. Wie versprochen, erzählen wir euch heute noch ein wenig mehr davon mit konkreten Beispielen.

Vor allem die Frauenarchive haben es sich zunutze gemacht, mit oral history – eine Erzählung der eigenen Lebensgeschichte in Gesprächform, wenn man es so definieren möchte – die weiblichen Spuren in der Geschichte aufzuzeigen – so auch das Frauenarchiv Bozen.  Die Erzählungen der Zeitzeuginnen konnten die Geschichte um die der Frauen dementsprechend aufwerten – wenn auch aus wissenschaftlicher Sicht diese Quellen ähnlich kritisch betrachtet werden wie Autobiographien. „Seriös“ und „glaubwürdig“ müssen sie sein. Das geht natürlich oft an der mündlichen Überlieferung vorbei, die eine komplett andere Form der Wissensaufbewahrung darstellt.

Foto: Pixabay

Schon die Art und Weise der Überlieferung ist bei der mündlichen eine andere als bei der schriftlichen.

Rituale

Vor allem, wenn es mit Weltanschauungen und Glauben verbunden war, wurde es in Rituale eingebaut. Mit nonverbalen Inhalten – wie z.B. dem Aufstellen eines Christbaumes, dem Räuchern am 6. Januar, etc. – lässt es sich leichter ins Gedächtnis prägen.

Lieder

Das Verpacken in Liedern, also verbunden mit einer Melodie, ist eine weitere Art, mündliches Wissen zu erhalten.

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Vom 1. bis zum 8. Oktober 2018 konnte in Österreich das Frauen*Volksbegehren 2.0 unterschrieben werden. Nachdem nun über zwei Monate vergangen sind, haben wir uns als Nach*barinnen die Frage gestellt, wie die Initiative verlaufen ist. Frau Mag.a Elisabeth Grabner-Niel, die Koordinatorin der Initiative in Innsbruck, hat uns so einige Fragen rund um das Frauen*Volksbegehren beantwortet.

Mag.a Elisabeth Grabner-Niel
Seit wann gibt es die Initiative des Frauenvolksbegehrens in Österreich? Seit wann eine Gruppe in Tirol?

Die Vorgeschichte reicht weiter zurück: 1997 wurde das erste Frauenvolksbegehren in Österreich durchgeführt. Damals wurden 11 Forderungen aufgestellt, die von 644.665 Menschen unterschrieben wurden.

Etwa 20 Jahre später, im November 2016, wurde eine neue Initiative gestartet: Das Frauen*Volksbegehren 2.0. In Tirol war der 10.1.2018 der Start mit einer öffentlichen Info-Veranstaltung im Innsbrucker Treibhaus.

Was waren die Anliegen und Ziele des Frauenvolksbegehrens?

Hier müssen wir in der Gegenwart sprechen: Was sind die Anliegen und Ziele. Denn mit den gesammelten Unterschriften ist jetzt nur die erste Phase abgeschlossen. Es geht nun weiter: Nun müssen im österreichischen Nationalrat die neun Forderungen behandelt werden. Dabei geht es um:

Aus einem Folder: Die Forderungen auf einen Blick

Dabei ist nicht nur die Zahl der Unterschriften wichtig, sondern insbesondere, diese frauenpolitischen Themen wieder in die öffentlichen Debatte einzubringen.

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Unser Team bei ichfrau ist vielfältig. Als Blog des Frauenmuseums ist es natürlich nahe liegend, dass wir alle, die wir hier schreiben, irgendwie mit dem Museum verbunden sind. „Chefredaktion“ habe zurzeit ich inne, Astrid Schönweger, auch wenn das letzte Wort die Leiterin des Frauenmuseums, Sissi Prader, hat. Wer mich kennt, weiß, ich bin ein Tausendsassa und habe viele Eisen im Feuer. Autorin, Kuratorin, Erwachsenenbildnerin, Bloggerin – das sind alles Berufsbezeichnungen, die zu mir passen. In den letzten Jahren hat sich aber Eines als sehr wichtig herauskristallisiert: die Erbin eines alten Wissens zu sein, von den Frauen in meiner Familie immer in zweiter Generation überliefert.

Zur Zeit ist das ganz aktuell, weil ich zusammen mit Uli Gutweniger und Karin Raffeiner einen Lehrgang zur/m Vintschger-Typen-Berat_erin vorbereite. Dabei geht es um die Weitergabe des Wissens, das ich von meiner Oma erhalten habe, die es wiederum von ihrer vermittelt bekommen hat. Das ging bei meinen Ahninnen schon seit Generationen so. Für mich ein Anlass, hier ein, vielleicht auch ein paar Beiträge zu Frauengeschichte und Frauenwissen zu schreiben …

Und heute – am Geburtstag meiner Oma – fange ich damit an. Meine Oma wäre am 12.12. 116 Jahre alt geworden. Leider ist sie 1990 von uns gegangen, aber in meinem Herzen und nun auch in der Weitergabe dieses Wissens lebt sie weiter.

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„Antidiskriminierung und Wiedergutmachung/Heilung ist der einzige Weg zur Umsetzung der Menschenrechte“ – Ivo Passler

Anlässlich des internationalen Tages der Menschenrechte, der am 10. Dezember alljährlich begangen wird, möchten wir heute über das Thema der intersektionalen Solidarität sprechen.

Vergangene Woche am 27. November hat der Verein HRI – Human Rights International gemeinsam mit BLUFINK einen spannenden Workshopabend dazu organisiert. Wir haben Ivo Passler von HRI und Sigrid Prader, der Präsidentin des Vereins und Leiterin des Frauenmuseums, einige Fragen dazu gestellt.

Foto: Sigrid Prader

Sigrid Prader:

Als Leiterin des Frauenmuseums und Präsidentin des Vereins Human Rights International war für mich der Workshop sehr aufschlussreich, denn es braucht Nachholbedarf, denn das herkömmliche Verständnis von Diskriminierung ist zu kurz gegriffen. Im Workshop zu Feminismus und intersektionale Solidarität wurden verschiedene Formen der Diskriminierung besprochen und ergaben, dass der intersektionale Aktivismus neben dem Kampf für die Gleichstellung der Frau immer auch ein Kampf gegen Rassismus, Homophobie und alle anderen Diskriminierungsformen sein muss. Mehrfachdiskriminierte müssen gehört und gestärkt werden. So ergibt sich für mich, dass auch in unserer Arbeit im Frauenmuseum ein Lernprozess zu intersektionalem Feminismus als Handlungsanweisung nach innen und außen erfolgen muss. Das ist ein Lernprozess, der selbstverständlich Offenheit und Toleranz erfordert, sowie den Willen, den eigenen Horizont ständig zu erweitern.

 

Ivo Passler:

Diskriminierung ist ein geläufiger Begriff, aber „intersektionale Solidarität“ sagt den meisten schon weniger. Um was geht es da?

Dass sich viele Menschen in Südtirol bislang mit dem Begriff „Diskriminierungen“ eingehend beschäftigt haben bezweifle ich. Der Begriff Intersektionalität wurde vor ca. 30 Jahren von der afroamerikanischen Anwältin_ Aktivistin Kimberlé Crenshaw geprägt, um auf Mehrfach-Diskriminierungen hinzuweisen, von denen Schwarze Frauen betroffen sind, da sie auf der Schnittfläche zwischen Sexismus und Rassismus leben und dann auch überproportional von Armut betroffen sind. Intersektionalität ist ein Modell von Sozialanalyse für Menschenrechts-Aktivismus, der den Verschränkungen aller Unterdrückungsmechanismen Rechnung trägt und die Solidarität mit allen Befreiungskämpfen fordert.

Erst kürzlich hast du eine Veranstaltung zu diesem Thema organisiert. Kannst du uns mehr dazu sagen und was hat sie gebracht?

Fast jeden zweiten Tag berichten die Medien italienweit von Frauenmorden – femminicidi. Gesprochen wird meist von Handlungen im Affekt, von zu großer Liebe, zu starker Eifersucht. Doch die Ermordung durch den Partner ist keine „verzweifelte Liebestat“, sondern eine exteme Gewalttat mit tödlichem Ende.

Das ist das Statement der Beratungsstelle gegen Gewalt an Frauen, die seit 25 Jahren in Meran im Auftrag der Bezirksgemeinschaft Burggrafenamt vom Verein Gewalt gegen Frauen geführt wird. Sie haben gestern Nachmittag zum Zeichen gegen diese Gewalttaten am Theaterplatz in Meran eine Veranstaltung zum Gedenken an die Opfer eingeladen, der über 100 Menschen gefolgt sind. Weiße Luftballone stiegen empor…

Rund um die Uhr sind Mitarbeiterinnen erreichbar für Frauen in Not: 800-014008.

Foto: Andrea Dürr

ichfrau hat den Meraner Psychologen Uli Gutweniger dazu befragt.

„Was da in Meran ein paar Häuser weiter von uns passiert ist, schockiert. Es sind nicht die Ausländer, nicht die Moslems, die unsere Frauen gefährden! In Italien werden drei von vier Morden an Frauen innerhalb der eigenen Familie begangen. Dasselbe gilt für Vergewaltigung. Auch hier ist der Großteil der Täter der eigene Vater oder Mann – „Inländer“.

Wir alle sollten alarmiert sein und dieses Signal lesen lernen.

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Die Lananerin Lily Settari, *1994, hat Politikwissenschaften in Edinburgh (UK) und Grenoble (FRA) studiert. Seit 2011 hielt sie sich immer wieder im Ausland zu Lern- und Arbeitszwecken auf, hat Erfahrungen im Journalismus, in der Öffentlichkeitsarbeit, Übersetzungsarbeit und sozialen Arbeit gesammelt.

Am kommenden Montag, den 17. September, hält sie um 20 Uhr einen Vortrag im Frauenmuseum. Wir haben ihr dazu 3 Fragen gestellt:

Lily, du hältst am Montag im Frauenmuseum einen Vortrag zu „Was ist eine Frau? Frauenbilder in Marine Le Pens Front National und der Alternative für Deutschland“. Warum sollten wir hier in Südtirol zu einer solcher Veranstaltung gehen?

Weil es das interessanteste Thema der Welt ist!
Spaß beiseite, rechtspopulistische Parteien sind in den letzten Jahren präsenter in Medien und im öffentlichen Diskurs geworden, und auch vermehrt in Parlamenten oder Regierungen vertreten.

Während rechtspopulistische Ansichten im Hinblick auf Themen wie die EU oder Einwanderung sehr klar und bekannt sind, bekommen ihre ideologischen Positionen und politische Projekte, die Frauen, deren Rechte und Geschlechtergerechtigkeit betreffen, weniger zur Sprache, sowohl in den Medien als auch in der Forschung.

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Wenn Frauen sich zusammen tun, entsteht Power – und wenn sie zusammen bleiben, eine Powergruppe. 12 Frauen in einem ESF-Kurs, der nicht ihren Erwartungen entsprach und gleichzeitige ihre Erwartungen übertraf. Und was daraus entsteht. Hier die Geschichte…

 

Im November 2017 hat er begonnen und im Juli 2018 ging er offiziell zu Ende: Der Esf-Kurs (Europäischer Sozialfond) mit dem klingenden Namen „Managerin sozialer Innovationen“ explizit für Frauen, von hier oder immigriert. Voraussetzungen waren, dass sie ohne bezahlte Arbeit waren und dabei waren, sich neu zu orientieren.

Dieser Lehrgang richtet sich an Frauen welche ihre sozialen Projektmanagement- und Beratungskompetenzen erlernen und im Bereich des friedlichen Zusammenlebens der Kulturen auf kommunaler Ebene Integrations- und Kulturentwicklungskonzepte entwickeln, begleiten, implementieren und evaluieren.

12 Frauen – unterschiedlich in Herkunft, Charakter, familiäre Situation uvm. – hat diese Ausschreibung angesprochen. Dahinter steht laut Ruth Gschleier und Manfred Andergassen vom Vival Institute, dass „kulturelle Vielfalt und Integration von Bürgern mit Migrationshintergrund zentrale Herausforderungen sind, vor denen die Gesellschaft in nächster Zeit steht“ und von denen niemand unberührt bleiben wird.

Konflikte, Missverständnisse und negative Fremdbilder bestimmen nicht selten den Umgang zwischen den Kulturen. Erforderlich sind daher systematische Prozesse und Prozessbegleitungen, die den interkulturellen Dialog fördern und verbindliche Vereinbarungen ermöglichen und die der Gemeinschaft dadurch zugutekommen.

Wer kann sich erinnern? Jahrelang begrüßte ein Schild mit „Grüß Göttin“ alle diejenige, die von der deutschen Seite über die österreichische Grenze fuhren. Die wenigsten wissen, dass dahinter Ursula Beiler steckt, die femministische Tiroler Künstlerin, die immer wieder mit ihren Installationen Aufsehen erregt und zur Diskussion anregt.

Am Sonntag, 8. Juli 2018, hat sie ein weibliches Gipfelkreuz im kleinen Teich unterhalb der Flaggerschartenhütte aufgestellt – zusammen mit Elisabeth Illmer, der Hüttenwirtin, und der Mithilfe von Anton Ortner und ihrer Schwester Claudia Beiler, ebenfalls Künstlerin.

 

@Ursula Beiler

Sie setzt einen metallenen Kreisring auf das Kreuz und macht daraus ein weibliches Lebenskreuz. Die Künstlerin:

Der richtige Draht zum Himmel auf Erden ist das Lebenskreuz.

 In der Vergangenheit wurden in den Alpen tausende Gipfelkreuze aufgestellt.

Dabei ging es in erster Linie um Eroberung und Besetzung der unberührten Gipfelnatur.

Das weibliche Gipfelkreuz verweist auf aktuelle Fragestellungen und Themen der heutigen Zeit, wo ein Paradigmenwechsel einer einseitig dominant männlichen Kultur und Weltanschauung ansteht.

Dieses Zeichen symbolisiert das Leben und will zur Diskussion anregen. Seit alters her wird es als Lebensschlüssel oder Lebenskreuz beschrieben.

 

@Ursula Beiler

Das Kreuzzeichen der christlichen Kultur erinnert uns an den Tod.

… und das gleich musikalisch noch dazu. Die einen schnaufen auf – nur noch heute das letzte Halbfinale-Spiel und dann noch das Wochenende die kommenden Spiele um den 3. Platz und dem Finale – , die anderen fiebern mit. Selma Mahlknecht hat sich mit ihrem Lebensgefährten Kurt Gritsch zu diesem Spannungsfeld was Originelles einfallen lassen.

Wer wissen möchte, was herauskommt, wenn sich Fußball, Literatur, Musik und Humor treffen…
Wer findet, dass Fußball viel zu viel Platz einnimmt…
Wer findet, dass Fußball gar nie genug Platz einnehmen kann…
findet in diesem Vidoclip von Selma Mahlknecht die Antwort:

(Wer Schwierigkeiten hat, alles zu verstehen, kann auf dieses Symbol, das ganz links auf dem Video zu finden ist, drücken, um die Untertitel mitzulesen)

 

ichfrau hat die beiden gefragt, was hinter diesem Video steckt.

Wie bist du/seid ihr auf diesen Song gekommen, Selma?

Kurt und ich haben uns über die WM unterhalten und darüber, dass ein Entscheidungsspiel ansteht, bei dem eine Mannschaft aus der WM ausscheiden wird.

Ich dachte an die weinenden Männer auf dem Rasen und auf den Rängen und daran, dass diese Anlässe einige der wenigen Momente sind, wo Männer öffentlich verletzlich, traurig und „weinerlich“ sein dürfen, ohne deswegen in ihrer Männlichkeit verächtlich gemacht zu werden.